Gerät die Bahn aus dem Takt, gerät der Mensch aus dem Takt.
Mit Fassungslosigkeit reagierten viele Bahnfahrende in der Region angesichts des plötzlichen Ausfalls der S3 zwischen Essen und Oberhausen. Auch die beiden Landtagsabgeordneten und Mitglieder des Verkehrsausschusses Julia Kahle-Hausmann für Essen und Frederick Cordes für Oberhausen äußern ihr Unverständnis über den Zustand des Bahnverkehrs im westlichen Ruhrgebiet. „Dass diese wichtige Bahnlinie so kurzfristig und nur mit lapidarer Erklärung über einen Monat lang ausfällt, ist nicht akzeptabel.“, findet Cordes und macht deutlich, worum es geht: „Pendlerinnen und Pendler haben doch auch ihren eigenen Takt, der fein auf zum Beispiel Kinderbetreuung, Arbeitszeiten oder die Versorgung der Familie abgestimmt ist. Gerät nun die Bahn aus dem Takt, geraten auch die Menschen aus ihrem. Hier geht es eben nicht nur um längere Warte- und Reisezeiten, sondern um Planbarkeit des eigenen Lebensalltages.“
Und Kahle-Hausmann verweist auf den größeren politischen Kontext: „Es sind Erlebnisse wie diese, die die dringend notwendige Mobilitätswende weiter verhindern. Das Ruhrgebiet braucht endlich einen ÖPNV, der einer Metropol-Region würdig ist. Solange weiterhin Bus und Bahn unpünktlich oder teilweise gar nicht fahren, wie jetzt bei der S3, ist es vollkommen nachvollziehbar, dass die Menschen in der Region eher das Auto nehmen. Hier sind Politik und Betreiber gefragt, endlich den Umstieg auf Bus und Bahn attraktiv zu machen, um so die Verkehrswende zu ermöglichen, die wir meinen.“
Cordes, Fachmann der SPD-Landtagsfraktion für Ausbildung und Fachkräfte, ergänzt: „Der Fachkräftemangel bei Lokführerinnen und Lokführern ist nicht vom Himmel gefallen. Seit Jahren wird zu wenig ausgebildet und die Kolleginnen und Kollegen schieben Überstunde um Überstunde, was zu dem hohen Krankenstand führt, der jetzt für den Ausfall der Linie sorgt. Hier braucht es dringend bessere Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen, um mehr Menschen für diesen wichtigen Beruf zu gewinnen. Wir stehen dabei an der Seite der Beschäftigten und sehen die Bahn in der Pflicht, ihrer Verantwortung nachzukommen.“
Einig sind sich die Kahle-Hausmann und Cordes darin, dass die von der Bahn angebotene Alternative des RE49 nicht überzeugt. „Gemeinsam mit den vielen täglichen Pendlerinnen und Pendlern wissen wir, dass es auch auf der Linie des RE49 häufig zu Verspätungen und Ausfällen kommt. Der Verweis auf diese Alternative ist daher keine echte Lösung. Eine solche ist jetzt aber dringend notwendig und das ist auch unsere klare Erwartung an die Bahn.“