Meine Woche im Landtag

Praktikumsblog

Erinnert ihr euch noch? Ein paar Dinge bleiben einem im Kopf, man vergisst sie einfach nicht. Die Gedanken sind oft noch so frisch wie an dem Tag, an dem sie entstanden sind: zum Beispiel das erste Haustier. Auch wenn es schon Jahre oder gar Jahrzehnte her ist, vergisst man den ersten tierischen Begleiter einfach nicht. Ähnliches gilt für die erste eigene Wohnung und das Gefühl der Freiheit, Unabhängigkeit und vielleicht auch Angst vor den ungewissen, neuen Herausforderungen und der Verantwortung, die zweifelsohne immer mitschwingt. Diese Ereignisse bleiben. Auch der Schulabschluss ist so ein Ereignis - die große Halle, in der sich die Schüler*innen aufstellen, die Ansprache der Schulleitung und das abschließende Klassenfoto, das mit dem Versprechen auf ein baldiges Wiedersehen den Tag beendet.

Dies sind Ereignisse, die uns auf unserem Weg in ein erwachsenes Leben begleiten. Aber es gehört mehr zum Heranwachsen als diese einschlägigen Ereignisse. Hinter den Kulissen laufen viele Prozesse ab, die mit der Zeit verblassen, in die staubigen Ecken unseres Gehirns geschoben werden, wo sie letztendlich in Vergessenheit geraten. Einer dieser Prozesse ist der Weg zu unserer beruflichen Zukunft bzw. Gegenwart. Der Weg, der uns dahin gebracht hat, wo wir gerade sind, besteht aus hunderten von Entscheidungen, großen Rückschlägen und kleinen Erfolgen. Dieser Weg ist geprägt von Unentschlossenheit und Ungewissheit, aber auch oft durch zahllose Möglichkeiten und Aufregung gekennzeichnet. Erinnert man sich zurück an diesen Weg, wird man schnell über die Entwicklung noch vor dem Ende der eigenen Schulzeit stolpern, ob nun der Berufswunsch als Grundschüler oder die Schülerpraktika.

Um Letzteres geht es hier heute und hier ist wahrscheinlich auch die Zeit gekommen, um mich vorzustellen. Hallo, mein Name ist Tom Simon, ich bin 17 Jahre alt und ich komme aus einem kleinen Dorf bei Wesel am Niederrhein in Nordrhein-Westfalen. Aktuell besuche ich die zwölfte Klasse der gymnasialen Oberstufe der Willi-Fährmann-Gesamtschule. Auf meinen Weg ins Berufsleben hat es mich im Rahmen eines einwöchigen Praktikums in den Landtag und letztendlich in das #teamfreddy verschlagen. Auch wenn Politik nicht gerade das Erste ist, was einem in den Kopf kommt, wenn man daran denkt, was junge Menschen interessiert, hat der Leistungskurs in Sozialwissenschaften bei mir seinen Teil erfüllt und mich im Rahmen des Praktikums dazu bewegt, mich nach einer Praktikumsstelle in der Politik umzusehen.

In der Woche, in der ich das Klassenzimmer verlassen durfte, konnte ich interessante Einblicke in die Arbeit als Abgeordneter und in die seines Teams gewinnen. In der Woche durfte ich zahlreichen Sitzungen, Treffen und Arbeitsschritten beiwohnen und dabei viele Eindrücke sammeln. Für die Einblicke in die Funktionsweise einer Partei ist mir besonders die Fraktionssitzung im Gedächtnis geblieben. Allerdings sind auch die Freundlichkeit und Gelassenheit in den Teambesprechungen sowie die Abläufe und Debatten der Plenarsitzungen mit ihren zahlreichen Perspektiven Aspekte, die mir positiv im Kopf bleiben werden. Eine weitere Sache, die mir sehr gefallen hat, ist, dass auch ich mit in die Arbeit eingebunden wurde und meine Aufgaben sich nicht nur wie so oft auf das Brauen eines einschlägig bekannten Heißgetränk beschränkten.

Ich bin froh um die Möglichkeit, dass ich #teamfreddy mit der Planung einer Podiumsdiskussion und das Schreiben dieses Blogbeitrags unterstützen durfte. Ich freue mich, dass ich diese Woche mit zahlreichen neuen Erfahrungen und Einblicken in eben diese Arbeit beende.

Dieses Praktikum wird mir ein wichtiges Ereignis auf meinem Weg ins Berufsleben sein. Weil die Entscheidung über den eigenen beruflichen Weg oft nicht leicht fällt, fand ich die zahlreichen Möglichkeiten, die ich bisher auf meinen Weg bekam, gerade auch durch das KAoA Programm des Landes, extrem hilfreich. KAoA ist eine Abkürzung für ‚kein Abschluss ohne Anschluss‘. Dieses Programm soll gerade junge Menschen noch während ihrer Schulzeit Möglichkeiten und Perspektiven für einen beruflichen Einstieg geben.

PS: Eine genauere Erklärung gab es bereits in diesem Blog zum Thema Ausbildung.

Gerade aus persönlichen Erfahrungen, aus denen von Freunden, Bekannten und auch von Lehrkräften weiß ich, dass dieses Programm nicht nur für mich, sondern auch für viele andere auf ihrem bisherigen Weg eine große und positive Rolle eingenommen hat. Das Programm ermöglichte es vielen, durch die Potenzialanalyse zunächst eine grobe Richtung für ihre berufliche Zukunft zu finden. Dann im nächsten Schuljahr konnte diese Richtung in dem ersten umfangreichen Betriebspraktikum ausprobiert werden. Hier wurde oft nicht nur ein Berufswunsch gefunden, auf den man hinarbeiten kann, sondern es konnten oft auch Berufe ausgeschlossen werden, die, wenn es dieses Programm nicht gäbe, für viele in einen unglücklichen Berufseinstieg geführt hätten. Das gilt auch für mich. Ich hatte die Ehre, dieses erste Praktikum an einer archäologischen Ausgrabungsstätte zu verbringen. Auch wenn es nicht von der Hand zu weißen ist, dass dieser Beruf sehr interessant ist, so musste ich schnell feststellen, dass der Arbeitsmarkt hier oft mehr als klein ist.

Ein weiterer nennenswerter Aspekt des KAoA-Programms waren auch die kleineren Praktika, die während der Schulzeit eingebaut wurden. Hierzu lässt sich besonders ein dreitägiges Praktikum in einer sozialen Einrichtung erwähnen. Diese Einblicke in den Berufsalltag können ein wichtiger Schritt gegen den Fachkräftemangel sein, weil man so ein reales Bild des jeweiligen Berufs erhält.
Das KAoA-Programm unterstützt die Schüler*innen nicht nur während der Schulzeit, sondern bietet auch nach der Beendigung der Schullaufbahn noch Unterstützung in Form von sogenannten Anschlussvereinbarungen, die sicherstellen, dass niemand nach dem Abschluss ohne Plan für die Zukunft  dasteht.

Durch dieses Programm wurden viele Mitschüler*innen vor beruflicher Unentschlossenheit und dem Verlieren des Anschlusses bewahrt. Mich hat es dahin gebracht, wo ich gerade diesen Blog schreibe und es wird auch noch vielen Jugendlichen nach mir auf ihrem Lebensweg helfen. Das KAoA-Programm hilft dabei, dass die Frage „Erinnert ihr euch noch?“ mehr gute als schlechte Momente, mehr Erfolge als Misserfolge in unserem Kopf hervorholt. Es sorgt dafür, dass wir uns gerne erinnern, indem wir die Möglichkeit bekommen, als Person zu wachsen und ein glückliches und erfülltes Leben leben zu können.

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Gerät die Bahn aus dem Takt, gerät der Mensch aus dem Takt.

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Warum Berufsschulen nicht von gestern, sondern für morgen sind